
Ein Naturschatz vor der Haustür: Bodenmöser
Hotspot der Biodiversität, Moorkomplex, Lebensraum vieler seltener Tier- und Pflanzenarten: Die Bodenmöser zählen zu den bedeutendsten Moorlandschaften im Voralpenraum.
Vor den Toren Isnys gelegen, prägen die Bodenmöser das Landschaftsbild und tragen für viele zur Erholungsqualität in der Region bei. Deshalb ist ihr Schutz wichtig für Natur, Klima und Menschen.
Das Gebiet der Bodenmöser im Überblick:
- Das Naturschutzgebiet (NSG) Bodenmöser ist ein großflächiger voralpiner Moorkomplex aus 31 Feuchtgebieten. Charakteristisch sind Hoch- und Übergangsmoore, umgeben von artenreichen Niedermoorflächen mit Streu-, Nass- und Feuchtwiesen. Es umfasst insgesamt rund 600 Hektar. Das NSG dient wesentlich dem Schutz der Hochmoorflächen sowie Streu-, Feucht- und Nasswiesen vor Intensivierung, Entwässerung und anderen Beeinträchtigungen.
- Natura 2000 “Bodenmöser und Hengelesweiher” (FFH): Dieser Bereich ist gekennzeichnet durch ein vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Lebensräume und eine hohe Zahl an seltenen Pflanzen- und Tierarten. Dazu zählen zum Beispiel das Sumpf-Glanzkraut oder die Vierzähnige Windelschnecke ebenso wie der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Eine weitere Besonderheit des Gebietes ist das Vorkommen des extrem seltenen Schmalbindigen Breitflügel-Tauchkäfers. Für Süddeutschland konnten nur noch im Allgäu wenige Einzelexemplare nachgewiesen werden.
- Das Landschaftsschutzgebiet Bodenmöser ist gekennzeichnet durch den Wechsel großer offener Grünlandbereiche mit Wald und gehölzgesäumten Bachläufen.
- Das Vogelschutzgebiet Bodenmöser (auch Teil des Natura 2000-Schutzgebiets) umfasst rund 917 Hektar und stellt eines der bedeutendsten Brutgebiete in Baden-Württemberg für Braunkehlchen und Wachtelkönig dar. Das Vorkommen vieler weitere Vogelarten, darunter Wachtel, Bekassine, Neuntöter, Berglaubsänger, Trauerschnäpper, Schwarzkehlchen, Wiesenpieper und Grauammer, unterstreicht die hohe naturschutzfachliche Bedeutung dieses Gebiets.
- Geologisch betrachtet liegt das Gebiet im Isnyer Becken.
Der abschmelzende Rheingletscher ließ einen Schmelzwassersee zurück, der nach und nach verlandete. Zunächst entstanden grundwasserbeeinflusste Niedermoore, die sich in den zentralen Bereichen zu regenwassergespeisten Hochmooren weiterentwickelten. Daraus bildeten sich die sieben Hochmoorbereiche und in den Senken die vom Grundwasser beeinflussten Niedermoore.
Der aktuelle Stand der Dinge: Renaturierungen in den Bodenmösern
In der Vergangenheit gab es an mehreren Stellen in den Bodenmösern Aktivitäten: Im Westen wurden bereits Flächen wiederhergestellt (NABU-Projekt „Moore mit Stern“). Im östlichen Niedermoorbereich hingegen fehlt bislang ein abgestimmtes Schutzkonzept. Ziel ist es, diesen Teil gemeinsam mit den beteiligten Akteuren für die Region zukunftsfähig zu entwickeln.
Bei den bisherigen Überlegungen und Planungen gab es unterschiedliche Vorstellungen zur Weiterentwicklung dieser Flächen. Diese wollen wir von Naturvielfalt Westallgäu gemeinsam mit der HSWT aufgreifen und in der Gesamtkonzeption berücksichtigen, um den Erhalt und die Verbesserung der Schutzgüter sicherzustellen. Dabei werden die geologischen, hydrologischen, klimatischen und vegetativen Bedingungen sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen einbezogen.
Ziel ist die Erstellung eines Gesamtkonzepts, das als wissenschaftlich fundierte Grundlage für die Entwicklung konkreter Maßnahmen dient. Das Konzept bleibt offen für weitere Lösungsansätze, damit auch flexibel auf neue Erkenntnisse reagiert werden kann. Es bietet einen strukturierten Rahmen und Raum für eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Moorkomplexes.
Für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Bodenmöser
Ein wesentlicher Bestandteil des Bodenmöser-Projekts ist die Einbeziehung aller regionalen Akteure – von der Land- und Forstwirtschaft über die Stadt Isny, zusammen mit der Gemeinde Argenbühl und weiteren, interessierten Akteuren. Alle, die an der weiteren Entwicklung des Gebiets interessiert sind, sind herzlich eingeladen, aktiv an der Zukunft der Bodenmöser mitzuwirken.
Dabei werden wir vom Peatland Science Centre der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), einer unabhängigen Instanz mit ausgewiesener Moorexpertise, unterstützt.

Die wesentlichen Ziele des Bodenmöser-Projekts sind:
- Fachlich: Sichten vorhandener Informationen und Schließen der Datenlücken
- Kommunikativ: einen partizipativen Prozess in Gang setzen, um einen ganzheitlichen und gemeinschaftlichen Ansatz zum Umgang mit den wertvollen Flächen zu erzielen
- Zukunftsorientiert: Wiederherstellen der Funktionsfähigkeit der komplexen Moor-Ökosysteme und Optimieren des Wasserhaushalt sowie der Klimaschutzleistung für ein nachhaltiges Management- und Nutzungskonzept

Was soll mit der Erstellung des Gesamtkonzepts erreicht werden?
Wesentlicher Zweck des Naturschutzgebietes ist die Erhaltung der Bodenmöser als Moorkomplex. Der Schutz der Hochmoorflächen sowie Streu-, Feucht- und Nasswiesen vor intensiver Nutzung und Entwässerung hat zum Ziel, die in den Moorlebensräumen beheimateten Arten durch geeignete Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen zu schützen und die ökologische Wertigkeit zu verbessern. Diese wurde in der Vergangenheit vor allem durch menschliche Eingriffe und Übernutzung beeinträchtigt.
Wir machen gemeinsame Sache: HSWT und NVWA
Bei den nächsten Schritten geht es ums Sammeln von Daten und die Vollständigkeit der bislang verfügbaren Kartierungen, Bodenprofilen, die Untersuchung der Nutzungshistorie und des Umfangs der vorhandenen Flora und Fauna-Erfassungen.
Ein weiteres zentrales Element im kommunikativen Strang des Bodenmöser-Projekts ist dann das so genannte “Palodium”: eine innovative Veranstaltungsform, die Elemente eines Podiums mit denen eines Plenums verbindet. Dazu laden wir im Frühjahr 2026 regionale Akteure ein, Perspektiven miteinander auszutauschen, gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln – sowie mit uns und Überzeugung die weiteren Schritte für die Zukunft der Bodenmöser zu gehen.
Neben dem „Palodium“ bieten wir auch Exkursionen ins Gebiet und im gesamten Hotspot an >>
Sie haben Fragen oder Wünsche zum Projekt?
Prof. Dr. Matthias Drösler
Professur für Vegetationsökologie
Forschungsprofessur für Klimawandel und Moor-Ökosysteme
Leiter des Peatland Science Centre (PSC) – Moorforschungszentrum Weihenstephan
HOCHSCHULE WEIHENSTEPHAN-TRIESDORF | University of Applied Sciences Am Hofgarten 1 | 85354 Freising | Germany
psc@hswt.de
https://www.hswt.de/psc
Prof. Dr. Matthias Drösler (HSWT-PSC) – Gesamtleitung und Leitung fachlicher Strang
Prof. Sonja Hörster (HSWT-LA) – Leitung kommunikativer Strang
Pia Röder, Michael Kraut, Cornelia Siuda (HSWT-PSC) – Bearbeitung
Jan Bolender und Dr. Siegfried Kehl
Projekt Naturvielfalt Westallgäu
info@naturvielfalt-westallgäu.de
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