Zehn Fragen rund um Moore

1. Was sind Moore?

Moore sind spezielle Feuchtgebiete, deren Böden aus unvollständig zersetzter organischer Substanz (Torf) bestehen. Sie entstehen unter besonderen Umweltbedingungen, in denen abgestorbene Pflanzen nicht vollständig zersetzt werden können.

Man kann wesentlich zwei Moortypen unterscheiden:
Hochmoore
– auch Regenmoore genannt – werden ausschließlich über den Niederschlag gespeist, während Niedermoore vor allem durchs Grundwasser beeinflusst sind.
Hochmoore sind nährstoffarm, sehr sauer und es gibt nur wenige spezialisierte Tier- und Pflanzenarten darin wie zum Beispiel die Torfmoose (Sphagnum). Sie sind die wichtigsten Torfbildner im Hochmoor. Die Artenvielfalt in Niedermooren hingegen ist häufig größer als in Hochmooren, bedingt durch den erhöhten Nährstoffgehalt.

2. Wie sind Moore entstanden?

Die Entstehung unserer Moore geht bis in die Eiszeit vor mehr als 10.000 Jahren zurück. Moorflächen konnten überall dort entstehen, wo Niederschläge oder Grundwasser zu einem ständigen Wasserüberschuss führte. Die Pflanzenreste zersetzen sich unter Luftabschluss und dem fehlenden Sauerstoff nicht vollständig und bilden Torf. Der Torf bildet die Grundlage für die Entstehung der Moore. Spannend: Durch Analyse der Pollenreste lassen sich Rückschlüsse auf das Klima und die Vegetation früherer Jahrtausende ziehen.
Das Wachstum eines Moores vollzieht sich sehr langsam: Maximal einen Millimeter legt ein Moor an Torfschicht pro Jahr zu.

3. Wie viel Prozent der Fläche nehmen Moore ein?

Der Anteil der Moorflächen (genauer gesagt: Moorböden) an der Gesamtfläche variiert. In Europa liegt er bei rund 5 Prozent, in Deutschland (ebenso wie weltweit) bei rund 3 und in Baden-Württemberg bei cirka 1,4 Prozent.
Die meisten Moorböden in unserem Bundesland sind Niedermoore (34.000 ha), Hoch- oder Anmoore (humusreiche Mineralböden) sind seltener (Quelle: UM BW). Finnland ist mit 25 Prozent das Land mit den meisten Moorflächen in Europa (Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung).

4. Warum sind Moore wichtig für den Naturschutz?

Moore sind wichtige Lebensräume mit einer einzigartigen Artenzusammensetzung. Gleichzeitig gehören sie zu den gefährdetsten Naturräumen des Landes und der Erde. Moore gehen zehnmal schneller verloren als sie wachsen. Weltweit werden jährlich 500.000 Hektar Moor zerstört, meist zur Nutzung durch Land- und Forstwirtschaft (Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung).

Dabei sind sie einzigartige Lebensräume für seltene Pflanzen- und Tierarten wie das Birkhuhn, den Moorfrosch, die Hochmoor-Mosaikjungfer und Pflanzen wie das Wollgras, Fieberklee oder die Gemeine Moosbeere.

Außerdem tragen Moore zur Wasserreinigung und -speicherung bei und sind wichtige Kohlenstoffsenken, indem sie große Mengen an Kohlenstoff im Torf binden. Voraussetzung für diese Funktionen: Sie wurden nicht entwässert.

5. Warum sind Moore auch für den Klimaschutz so wichtig?

Intakte Moore sind echte Klimaschützer. Sie speichern bei ungestörten Bedingungen sehr viel Kohlenstoff, denn das ist der Hauptbestandteil von Torf. Die nassen Ökosysteme wirken somit als effektive und langlebige Kohlenstoffspeicher. Moore speichern sechsmal mehr Kohlenstoff je Hektar als vergleichbar große Wälder.

Trockengelegt emittieren die Moore in Deutschland jährlich rund 53 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente . Das entspricht mehr als sieben Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen (Quelle: Umweltbundesamt). In den Mooren Baden-Württembergs sind geschätzt rund 30 Millionen Tonnen Kohlenstoff enthalten (Quelle: LUBW). Weltweit lagert rund ein Drittel des Kohlenstoffs in Moorböden.

Weil Moore anhaltend die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre verringern, konnten sie das Weltklima in den letzten 10.000 Jahren um rund 0,6 Grad abkühlen (Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung).

6. Welche Auswirkungen hat die Zerstörung von Mooren?

Die größte Gefahr für Moore ist die künstliche Entwässerung für die Land- und Forstwirtschaft. Das Trockenlegen entzieht den dort heimischen Pflanzen und Tieren die Lebensgrundlage.

Doch die Folgen gehen weiter. Entwässerung verändert auch die bodenphysikalischen Eigenschaften eines Moors: Starke Niederschläge ebenso wie Trockenphasen können nicht mehr so gut ausgeglichen werden und schaden damit verstärkt auch den Pflanzen und Tieren der weiteren Umgebung. Sogar die Qualität des Grundwassers in der entsprechenden Region verschlechtert sich dadurch.

Nicht zuletzt: Zerstörte Moore setzen große Mengen an Treibhausgasen frei. Deutschland zählt weltweit zu den zwölf Staaten mit dem höchsten Ausstoß an Treibhausgasen durch entwässerte Moore (Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung).

7. Was bedeutet die Wiedervernässung von Mooren?

Damit Moore ihre vielfältigen Funktionen wie Wasserspeicherung und Klimaschutz erfüllen können, müssen sie nass und intakt sein. Das bedeutet nicht, dass sie einem See ähneln brauchen; intakte Moore sind meist offene Landschaften mit nur wenigen Wasserstellen darin. Doch die meisten Moore sind schon keine Moorlebensräume mehr, da sie durch Entwässerung und Nutzung stark zerstört wurden.

Um den natürlichen Zustand wieder herstellen zu können braucht es einiges an Planungen und Vorbereitungen. Dazu zählen Messungen und Auswertungen von Wasserflüssen und –ständen, die Betrachtung des Reliefs im Gelände und die Bewertung des Lebensraums für Tiere und Pflanzen.

Je nach Moortyp unterscheiden sich die Maßnahmen einer Moor-Renaturierung. Bei Hochmooren ist es oft sinnvoll, Dämme zu bauen und zu verhindern, dass Wasser weiter über Schlitzgräben abgeleitet wird. Das geschieht mittels so genannter Spundwände (Barrieren aus Holz).

Bei den Niedermooren gilt es, auch die Umgebung gut im Blick zu haben. Sie werden vom Grundwasser gespeist und auch Bäche oder Flüsse können für die Wiedervernässung genutzt werden.

Ziel der Wiedervernässungen ist es, das komplexe Zusammenspiel aus Wasserhaushalt und den speziellen Bedingungen vor Ort zusammen zu führen und für möglichst natürliche Lebensbedingungen im und ums Moor zu sorgen.

8. Warum engagiert sich der NABU im Moorschutz?

Moorlandschaften gehören mit ihrer einzigartigen Artenvielfalt zu den faszinierendsten Wildnisgebieten der Welt. Doch sind sie zunehmend durch Entwässerung und Nutzungsintensivierung bedroht. In Deutschland gelten heute nur noch rund fünf Prozent der ursprünglichen Moore als naturnah. Dabei geht nicht nur der Lebensraum für viele spezialisierte Arten verloren, auch heizen die Emissionen aus den zerstörten Mooren das Klima weiter an.

Denn Moore sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher innerhalb der Landökosysteme und erfüllen damit auch eine wichtige Klimaschutzfunktion für den Menschen.
Der NABU fordert daher, die anhaltende Zerstörung der klimawirksamen Moorgebiete zu stoppen und ein größeres Engagement, um die Renaturierung dieser Ökosysteme voranzutreiben.

9. Was macht der NABU Baden-Württemberg zum Schutz von Mooren?

Der NABU Baden-Württemberg renaturiert und pflegt Moore seit Jahrzehnten. Dazu kauft oder pachtet der NABU geeignete Flächen und sucht jederzeit auch Tauschflächen für Moorgrundstücke. Ziel ist es, die 1,4 Prozent Moorfläche im Land dauerhaft zu schützen. Dazu gibt es wesentlich drei Projektregionen im Land.

  • Naturvielfalt Westallgäu
    Die rund 800 km2 große Projektregion ist ein Hotspot der Biologischen Vielfalt mit zahlreichen Hoch- und Niedermooren, Feuchtgebieten und Streuwiesen. Diese moorreiche Region verfügt über wertvolle Biotope mit seltenen schützenswerten Arten.
  • Federsee
    Das Federseemoor ist das größte zusammenhängende Moorgebiet Südwestdeutschlands und bietet mit seinem Flachsee einen Lebensraum für viele an warme, nährstoffreiche Gewässer angepasste Tier- und Pflanzenarten. Dort leben zum Beispiel 271 nachgewiesene Vogelarten. NABU-Teams haben in zwei EU-LIFE-Projekten im Federseemoor etwa 450 Hektar renaturiert.
  • Moorschutz am Bodensee
    Das NABU-Bodenseezentrum pflegt 28 wertvolle Schutzgebiete, darunter das 774 Hektar große Wollmatinger Ried und den 1.000 Hektar umfassenden Lebensraumverbund „Westlicher Untersee“. Dort gibt es nicht nur seltene Pflanzenarten, der See stellt auch ein wertvolles Überwinterungsgebiet für rund 200.000 Wat- und Wasservögel dar.

10. Kann ich als Einzelner zum Schutz von Mooren beitragen?

Ja! Es gibt verschiedene Wege sich für den Erhalt unserer noch verbleibenden Moore einzusetzen. Dabei ist es gut, sich zu informieren, mehr über den Zusammenhang zwischen Mooren und Klimaschutz zu wissen und sich auch mit anderen darüber auszutauschen: So finden wir die breite und notwendige Unterstützung für unsere Renaturierungsprojekte. Viele NABU-Aktive packen auch in ihrer Freizeit mit an und begleiten Renaturierungsmaßnahmen durch praktische Arbeit.

Zum Schutz von Mooren weltweit kann man auch beitragen, indem man auf torfhaltige Produkte verzichtet und torffreie Gartenerde kauft. Das ist einfach und effektiv!
Mehr: naturvielfalt-westallgaeu.de/torffrei-gaertnern


Jetzt spenden für den Moorschutz!

Quellen und weiterführende Infos:

Mooratlas der Heinrich-Böll-Stiftung
Umweltministerium Baden-Württemberg
Nationale Moorschutzstrategie
Moore als Klimaschützer NABU BW
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

Naturvielfalt Westallgäu jetzt bei Instagram folgen >>