Warum Moore und Feuchtgebiete wichtig sind
Gefährlich, gruselig, nicht nutzbar: Moore und Feuchtgebiete galten Jahrtausende lang als unnützes Ödland. Opferplätze wurden in Mooren errichtet – und im besten Fall war man froh, einen weiten Bogen um die sumpfigen Flächen machen zu können, denn dort warteten nichts als Tod und Verwesung.
Moore haben es nicht leicht. Unser Projekt “Naturvielfalt Westallgäu” möchte deshalb auch informieren und Hintergründe bieten zur Geschichte der Moore. Denn damals wie heute haben sie große Bedeutung für uns.
Abgebaut, verbrannt, vergessen: Torf aus unseren Mooren
Jahrhunderte später begannen Menschen, die Moore zu nutzen und Torf abzubauen. Vom 19. bis weit ins 20. Jahrhundert hinein galt das organische Sediment als günstiges und vergleichbar leicht zu beschaffenes Brennmaterial. Das bedeutete wiederum nichts Gutes: Die Moore waren entwässert, Torf gestochen und das Ganze in einem biologisch verarmten Zustand zurückgelassen worden.
Wer einmal morgens im Moor spazieren war, dort den Vogelstimmen und dem leisen Gluckern von Wasser lauschen konnte, weiß, welche Kraft diese einzigartige Form von Wildnis hat. Moore sind eine Art Zwischenwelt, mystische Orte mit Vergangenheit – und hoffentlich auch Zukunft.
Für die Naturvielfalt im Westallgäu
Denn wir brauchen die Wildnis der Moore – und müssen uns dafür einsetzen, dass die wertvollen Naturregionen wieder in ein natürliches Gleichgewicht kommen.
Ziel 1: Artenschutz
Moorbewohner sind Überlebenskünstler. Sie haben sich über die Jahrtausende an die extremen Lebensbedingungen angepasst. So entstand eine einzigartige Biozönose: In dieser Gemeinschaft leben Tier- und Pflanzenarten unter besonders nährstoffarmen und sauren Umweltbedingungen.
All diese Lebewesen haben eins gemeinsam: Sie reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen ihrer Lebensbedingungen. Veränderte Wasserqualitäten, zum Beispiel durch Düngung auf angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen, können tödlich für sie sein. Ebenso das fehlende Wasser, das zur Verbuschung von Mooren führt. Viele moortypische Tier- und Pflanzenarten unterliegen dem Konkurrenzdruck der Moore und verschwinden.
Das natürliche Gleichgewicht wiederherstellen
Wir arbeiten dafür, die Natur in unserer Projektregion modellhaft wieder in ein möglichst natürliches Lot zu bringen – vom Wasserpegel über die geeigneten Pflanzenarten bis zum erweiterten Umfeld der Biotope. Denn nur so kann sich die ungewöhnlich diverse Natur wieder etablieren, zu der seltene Arten wie das Braunkehlchen, die wunderschöne Sumpfohreule oder der Hochmoor-Bläuling zählen.
Es ist höchste Zeit zu handeln
Unser im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördertes Projekt hat zwei wesentliche Ziele: Neben dem Schutz der Artenvielfalt ist das zweite Ziel, durch Wiedervernässung von Mooren einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Für beide Ziele gilt: Es ist höchte Zeit zu handeln. Historisch betrachtet wurden bei uns über die Jahrhunderte fast sämtliche Moore kultiviert und landwirtschaftlich genutzt. Deutschland gehört international zu den Ländern, in denen die meisten Moorflächen zerstört wurden.
Ziel 2: Klimaschutz
Wenn man Moore machen lässt, sind sie echte Klimaschützer. Die nassen Ökosysteme wirken als sehr effektive und langlebige Kohlenstoffspeicher. Denn Moore können im Schnitt sechsmal mehr Kohlenstoff je Hektar speichern als zum Beispiel vergleichbar große Wälder. Der Kohlenstoff wird unter ungestörten Bedingungen im Torf gespeichert. In den Mooren Baden-Württembergs sind geschätzt rund 30 Millionen Tonnen Kohlenstoff enthalten. Weltweit lagert rund ein Drittel des Kohlenstoffs in Moorböden.
Intakte Moore helfen beim Klimaschutz
Moore sind also 100% natürliche Klimaaktivisten. Diese Rolle können sie jedoch nur erfüllen, wenn sie intakt sind. Leider trifft das in Deutschland auf nur noch rund 5 Prozent der Moorflächen zu. In Deutschland gelten mehr als 90 Prozent der Moore als entwässert.
Die meisten Moore wurden für den Torfabbau entwässert und landwirtschaftlich genutzt. Fallen Moorböden jedoch trocken, wird der Torf zersetzt und die Moore setzen klimaschädliche Gase frei. Dabei erzeugen diese relativ kleinen Flächen viel an Emissionen: Deutschlandweit sind Moore für fast 7% der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Ökologische Schäden durch Entwässerung der Moore
Das Trockenlegen der Moorflächen entzieht den dort heimischen Pflanzen und Tieren die Lebensgrundlage. Doch die Folgen gehen weiter. Entwässerung verändert auch die bodenphysikalischen Eigenschaften eines Moors: Starke Niederschläge ebenso wie Trockenphasen können nicht mehr so gut ausgeglichen werden und schaden damit verstärkt auch den Pflanzen und Tieren der weiteren Umgebung. Sogar die Qualität des Grundwassers in der entsprechenden Region verändert sich.
Was ist zu tun?
Unsere 7 Handlungsfelder
1. Moorrenaturierung für Natur- und Klimaschutz
Optimieren des Wasserhaushalts der Feuchtgebiete und Moore zur Bindung von Kohlendioxid. Erfassung und Ausdehnung der Schutzzonen für bedrohte Arten.
2. Gezielte Landnutzung
Austausch und Modellumsetzungen für die Bewirtschaftung von nassen Flächen - zum Beispiel durch Paludikultur
3. Biotopverbund feuchter Standorte
Ziel ist es, größere Schutzräume und Korridore zu schaffen für mehr Rückzugsgebiete bedrohter Arten.
4. Kontakt mit den Landnutzer/innen
Wir arbeiten an den gemeinsamen Zielen für alle Beteiligten in der Projektregion und suchen dazu den aktiven Austausch.
5. Netzwerkbildung
Wir arbeiten gemeinsam mit den Akteuren in der Region an unseren Zielen.
6. Kommunikation und Umweltbildung
Unser Projekt lebt von Informationen und Austausch - auf möglichst vielen Ebenen.
7. Zukunftsempfehlungen im Hotspot 5
Unsere Erfahrungen im Hotspot-Projekt sind Grundlage für weitere Handlungsempfehlungen.
Wir haben viel vor…
Wir haben uns viel vorgenommen. Umso wichtiger für den Projekterfolg ist es, Unterstützerinnen und Unterstützer zu finden, die ebenso wie wir an den Zielen mitwirken wollen. Ob persönliches Netzwerk, ein bereits bestehendes Projekt oder einfach nur eine Idee: Lasst uns in Kontakt kommen!
Dazu verbindet unser Projekt Kommunen, Städte, Landwirtinnen und Landwirte, Vereine und Bildungseinrichtungen sowie Akteure aus dem Kreis der Einheimischen und Gäste. Erfahre mehr über unser Miteinander: