Hochkarätig, mit Blick in die Tiefe und die Zukunft: Die Fachtagung zum Thema Moorschutz und Wiedervernässung in Wilhelmsdorf war ein Erfolg für alle Beteiligten – und hoffentlich auch die Moore.
Eingeladen zu der dreitägigen Veranstaltung Anfang November hatte die Deutsche Gesellschaft für Moor- und Torfkunde (DGMT), der Schwäbische Heimatbund und die Riedstiftung. Die Moorlandschaft des Pfrunger-Burgweiler Rieds mit seinen erfolgreichen Naturschutzmaßnahmen sowie die mystisch-grauen Novembernebel boten den perfekten Rahmen für einen intensiven fachlichen Austausch. In Vorträgen, Workshops und Diskussionen ging es um die Herausforderungen bei Moorrenaturierungen, die strategische Projektplanung und Erfahrungen aus Hoch- und Niedermooren. Ebenso gab es Vorträge zu Paludikultur, Beweidung auf Moorflächen und der Rolle der Moore im Klimawandel.
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Zutaten einer gelungenen Renaturierung? Expertise und Geduld
Moore gibt es schon lange. Seit der letzten Eiszeit und ihrer Entstehung in Europa hat sich jedoch einiges verändert. Besonders in den vergangenen 100 Jahren änderte sich unser Blickwinkel auf Moore drastisch: weg von der grusligen Ödnis über einen Nutzungs- und Siedlungsraum (heute) hin zum Verzicht an Funktionen zugunsten des Moorschutzes (künftig). Die gute Nachricht: Wir wissen heute mehr denn je über Moore und sehen ihren Schutz auch als einen gesellschaftlichen Auftrag. Die schlechte: Wir werden unsere Ziele im Moorschutz – allein im Südwesten sollen 45.000 Hektar wiedervernässt werden – mit dem bisherigen Tempo nicht erreichen. Zu viel Bürokratie und Bedenken lähmen die Prozesse.
Doch ohne Zeit geht es auch nicht. Karl-Heinz Lieber vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg formulierte dazu die Bitte: “Bringen Sie in Ihre Moorschutzprojekte neben der Expertise genug Geduld ein. Wir brauchen Erfahrungen mit sowohl den natürlichen Schwankungen als auch den zunehmenden Phasen menschlicher Eingriffe und Veränderungen.”
Das Pfrunger-Burgweiler Ried in Wilhelmsdorf gehört zu den wichtigsten Moorlandschaften in Süddeutschland. Es besteht größtenteils aus Hoch-, Zwischen- und Niedermoorflächen sowie der Talniederung der Ostrach. Das Gebiet bietet Lebensraum für eine vielfältige und teils stark gefährdete Tier- und Pflanzenwelt, darunter einige seltene Arten wie das Schlanke Wollgras, acht verschiedene Fledermausarten und die Bekassine.
Ab ins Allgäu: Exkursion zum Blindelesee und Winnismoos
Doch auch das Westallgäu war für rund 40 Teilnehmende am Samstag ein spannendes Exkursionsziel. Jan Bolender und Dr. Siegfried Kehl führten die Gruppe zuerst zum Blindelesee, dann rund ums Winnismoos im Projektgebiet des Hotspot 5.
Dort, in den offenen Hochmoor- sowie Übergangs- und Zwischenmoorflächen, möchte das Projektteam künftig Maßnahmen umsetzen und die teils sehr kleinen Moorflächen miteinander vernetzen. Anders die Situation im Winnismoos: Dort ist geplant, Sukzessionsgehölze zur Offenhaltung der Moorflächen zu entfernen.
Alois Kapfer vom gleichnamigen Ingenieurbüro und Matthias Drösler vom Peatland Science Centre der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf brachten es auf den Punkt: Jedes Moor ist ein Individuum. Das bedeutet auch: Jede Fläche braucht eine eigene Beurteilung, eigene Pläne und ein speziell angepasstes Monitoring.
Es bleibt viel zu tun für uns als Moorschützer. Nur gut, dass sich alle intensiv ausgetauscht und gegenseitig Mut gemacht haben für die wichtigen Aufgaben der Zukunft.