Wenn wir jetzt nichts tun, verlieren wir die letzten naturnahen Moorflächen in Deutschland. Die extensive Beweidung von Mooren ist ein Beitrag zum Moorschutz. Und: Klimaschutzrechner und so genannte Endlichkeitskarten dokumentieren, dass es zunehmend schwieriger wird, Moore wiederzuvernässen. Das waren Erkenntnisse aus dem ersten Tag der Veranstaltung “Moorschutz praktisch – Moorschutz, Klimaschutz, Artenschutz und Landwirtschaft” in Leipheim. Dort traf sich auf Einladung der “Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e.V.” vom 20. bis 22. Juli ein Expertenkreis zum Austausch und für viele fachkundige Vorträge rund um den Moorschutz.
Erklärtes Ziel der ersten Vortragenden im historischen Zehntstadel Leipheim: Die Tagung soll zur Verständigung über gemeinsame Herausforderungen und Ziele führen. Denn die Hürden sind in vielen Moorschutzprojekten ähnlich. Wolfram Güthler, Referat Naturschutzförderung und Landschaftspflege des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz in München formulierte zentrale Fragen: “Wie schaffen wir es, die Landwirtschaft mitzunehmen? Wie können wir positive Beispiele nutzen, um schneller voranzukommen?” Denn die Zeit drängt und das gesellschaftliche Interesse sowie die weltweite Bedeutung der CO2-Einsparung nimmt weiter zu. Größer werden jedoch auch die Herausforderungen. Die Klimaveränderungen haben auch Auswirkungen auf die Wasserstände in Mooren und Feuchtgebieten. Es wird voraussichtlich in den kommenden Jahren immer mühsamer, die notwendigen Pegel zu erreichen und zu halten. Dabei sind Moore von Natur aus sehr effektive Wasserspeicher und haben ausgleichende Wirkung auf den Landschaftswasserhaushalt. Ein wichtiger Faktor im Hinblick auf längere Dürreperioden und Starkregenereignisse, der auch die Landwirtschaft betrifft.
Der erste Tag der dreitägigen Veranstaltung legte den Schwerpunkt auf den Klimaschutz und die Biodiversität von Mooren, Wiesen und Weiden. Dr. Martin Flade, Leiter des Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, führte uns die spezielle Vogelwelt naturnaher Niedermoore nahe und sein Lieblingsforschungsobjekt: den Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola). Er gilt heute als die am stärksten gefährdete Singvogelart Kontinentaleuropas.
Fragen rund um Vegetation und naturverträgliche Mahdtechniken wurden erörtert und Dr. Alois Kapfer zeigte in einem engagierten Vortrag die lange Beweidungsgeschichte von Mooren und kam zum Ergebnis: “Gut integrierte extensive Moorwiesen sind genau was wir jetzt brauchen.”
Der zweite Tag stand dann im Zeichen der Landwirtschaft, der naturschonenden Nutzung der Moorflächen und der Entwicklung von klimaschonenden Produkten aus Moormaterialien, Stichwort Paludikultur. Hubert Bittlmayer vom Landwirtschaftsministerium brachte Details zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz in die Diskussion und Dr. Annette Freibauer, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, zeigte erfolgreiche Lösungen für eine moorverträgliche Bewirtschaftung. Ein Prototyp zu Verwertungsideen von Paludikultur-Erntegut stand prominent während der Vorträge auf dem Podium: Das Stehpult bestand zu 100 Prozent aus Paludimaterial.
Am dritten Tag der Veranstaltung ging’s zu einer Exkursion ins Donaumoos, wo die Büffel für die Nassbeweidung sorgen und gleichzeitig die Biodiversität durch regelmäßige Dungzufuhr erhöhen.
Die beiden Abende wurden jeweils mit prominent besetzten und öffentlichen Vorträgen von Prof. em. Dr. Michael Succow und Prof. Dr. Hans Joosten beendet. Die weltweit bekannten Moorforscher kamen wenig überraschend zum Schluss: “Erfolgreicher Klimaschutz ohne Moore ist völlig undenkbar!”